Schtrigge unn Schwätze

Montag, 12. März 2007
Wenn man die Wahl hat zwischen Pest und Cholera
oder: Wie man den Teufel mit dem Beelzebub austreibt.


Handschuhe stricken hat schon was mit Selbstquälerei zu tun.

Vor allem, wenn man es das erste Mal macht und noch dieses und jenes dabei ausprobieren muß (gerne auch mehrmals), damit es dann auch so ist, wie man es sich vorgestellt hat.

Vor allem, wenn man Mist-Billig-Dingens-Wolle gekauft hat nach dem Motto "erstens isse hübsch, und zweitens kann ich sowieso keine Handschuhe stricken, das wird eh 'n Versuchsobjekt". Grrrrrr! Ist mir eigentlich noch nie aufgefallen, daß ich an Versuchsobjekten solange herumversuche, bis sie dann auch tatsächlich brauchbar sind? Und daß man dafür Wolle brauchen kann, die sich willig und mehrfach ribbeln läßt?

Vor allem, wenn man die 3er Häkelnadel bei den Eltern hat liegen lassen und beim Anschlagen zusätzlicher Maschen die Wahl hat zwischen "Luftmaschenkette mit 5er Ungetüm" und "Luftmaschenkette mit Stricknadel".

Vor allem, wenn man z.Zt. nur selten zuhause ist, dort aber nicht nur sämtliches glattes Garn, sondern auch alle Rundstricknadeln liegen hat. Und deshalb sowohl für erwähnte Luftmaschenkette als auch zum Maschen Stillegen die fusselnde Handschuhwolle nehmen muß.


Aus all diesen Widrigkeiten ergibt sich unter Umständen ein unbezwingbarer Drang, etwas zu stricken, was stur geradeaus geht und an dem man einfach mal ein paar Zentimeter vorwärts kommt. Ohne zu denken.

Jetzt ist aber die Anzahl der Ausweich-UFOs zum Glück noch einigermaßen überschaubar. Zur Auswahl stehen:
  • Ein Karo-Baumwoll-Musterpulli, für den angestrebten Zweck vollkommen ungeeignet, da erstens die Nadelstärke und Strickkonsistenz immer noch nicht ganz klar war, wenn ich mich recht erinnere, und zweitens ich mich wegen schon-ewig-her eben nicht mehr so genau erinnere - nix mit "einfach drauflosstricken".
  • Ein Sock, bei dem ein anstehender ca. fünfzehneinhalbster Fersenversuch nicht sehr zum Anfangen einlädt. Außerdem will ich die Handschuhe auch wieder nicht so weit weg legen, als daß ich guten Gewissens die einzigen zum Sock passenden Nadeln rausziehen könnte....
  • Eine Verwandte von Rosa Däschje, etwas größer und unter anderem aus Wundertütengarn gestrickt, deren Fertigstellung aber sowas von gar nicht eilt, daß sie erstmal bis zum Sankt-Nimmerleinstag verschoben wurde.
  • Honorine in glatt rechts, bei der es sich anbietet, die Zierleiste - äh - Borte erstmal zu überspringen und einen Ärmel anzufangen. Schön geradeaus.
Nehmen wir uns also das Honorine-Zubehör vor, lesen ein bißchen Notizen und Anleitung quer und fangen einen Ärmel an. Ich erinnere daran: Ich verstricke schwarzen Glitzer. Genauer gesagt, schwarzen Glitzer, der sich extrem langsam verstrickt, weil der Glanzfaden immer länger rauskommt als der Rest. Mühsam das. Es ist schön, daß Honorine mal wieder ein Stück wächst. Vielleicht wird sie ja auch so passend fertig, daß ich sie direkt mal anziehen kann. Aber Strickvergnügen ? Durchaus. Wenn man viel Geduld hat. Allerdings war eben das temporäre Fehlen derselben der Grund, geradeaus stricken zu wollen.

Nun ja, mittlerweile ist das alles schon über 2 Wochen her und beide Handschuhe haben nur noch ein paar lose Fäden zu vernähen.

Mein Vorrat an dünnen Häkelnadeln ist beim letzten Elternbesuch übrigens so deutlich aufgestockt worden, daß ich sie auf 3 Strickplätze verteilen kann. Nicht daß ich das wollte, aber das will ich ja nie...

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